Mitglieder des Bogensportclubs beim Training an den Messehallen (v.l.): Niklas Beuth, Vorsitzender Josef Joosten, Laura Kaiser, Fabien Heide, Michael Pohl, Roland Frisch und Freddy Kirsch.
Weil auf dem Messegelände ein Gewerbegebiet entstehen soll, müssen sich die Bogenschützen nach über 20 Jahren eine neue Bleibe suchen. Sie weisen darauf hin, dass auch ein großes naturbelassenes Gelände verschwinden könnte.
Von RENE PUTJUS
RHEINBERG | 2001 wurde der Bogensportclub (BSC) Rheinberg gegründet. Seitdem stellte der Verein 51 Deutsche Meister. Eine starke Erfolgsbilanz, auf die der Vorstand um Präsident Josef Joosten zu Recht stolz ist. Seit geraumer Zeit schaut die BSC-Spitze allerdings bedrückt der Zukunft entgegen. Sollten die vom Rat Mitte Dezember 2021 auf den Weg gebrachten Pläne zur Umwandlung des Messe-Areals in ein Gewerbegebiet umgesetzt werden, würden die Bogensportler aller Voraussicht nach ihre sportliche Heimat verlieren. Die rund 100 Mitglieder suchen daher eine neue Bleibe. Ein Trainingsgelände, auf dem sie auch Turniere ausrichten können.
„Die schon länger befürchteten Hiobsbotschaften sind leider wahr geworden“, sagt Thomas Phillips, der 3D-Sportleiter. „Es wäre bedauerlich, wenn wir Rheinberg verlassen oder unseren Verein komplett aufgeben müssten. Wir sind zwar nicht der populärste Verein der Stadt, aber vermutlich einer der erfolgreichsten“, ergänzt Vorstandsmitglied Michael Süßelbeck. Und er meint weiter: „Unser Traum wäre es, wenn wir ein großes Wiesen- oder Waldgrundstück auf Erbpacht oder zur Pflege erhalten könnten, um vielleicht sogar dort mit Unterstützung von öffentlichen Mitteln eine geeignete Halle zu errichten. Vielleicht gibt es ja noch irgendwo eine alte Halle, die wir renovieren können mit einem geeigneten Grüngebiet drumherum.“ Die Schießwiese sollte mindestens um die 2300 Quadratmeter groß sein.
Der BSC nutzt seit seinem Bestehen einen kleinen Teil der alten Messe-Lagerhallen, vor allem aber einen circa 1,4 Hektar großen Wald- und Grünflächenbereich an der nordöstlichen Grenze zur Bahnlinie für das Jugend- und Erwachsenentraining. Zudem ist der Verein jährlich Gastgeber für Qualifikationsturniere zur Deutschen Meisterschaft und lädt zur beliebten „Narrenjagd“ ein. Insbesondere der Waldbereich mit seinem alten Baumbestand bietet den 3D-Schützen ein naturbelassenes Gelände.
Phillips: „Es ist eine schützenswerte Besonderheit, dessen Pflege und Erhalt deshalb auch fester Bestandteil des Vereinsalltags.“ Der alte Baumbestand mit Buchen, Ahorn, Eichen oder wilden Kirschbäumen „bietet zahlreichen Tierarten wie Fledermäusen, Kröten, Eidechsen, Spechten oder Raubvögeln einen natürlichen Lebensraum, der nicht zu ersetzen sein wird“. Das alles werde jedoch laut ersten Planungsideen mit Hallenbebauung für Kleingewerbe, Zufahrtsstraßen oder Versickerungsflächen zum Opfer fallen, meint der 3D-Sportleiter. Der Vorstand hat daher die Rheinberger Grünen zu einer Ortsbegehung eingeladen.
Die Sorge der Mitglieder ist groß, dass sie ihren Sport in naher Zukunft weder als Leistungs- noch als Freizeit- und Ausgleichsport unter freiem Himmel oder wettergeschützt in der Halle ausführen können. Bislang blieb Suche nach alternativen Grundstücken erfolglos, weiß Präsident Joosten. Neben Anfragen beim Regionalverband Rhein-Ruhr baut der BSC auf die Unterstützung von Bürgermeister Dietmar Heyde, der dem Vorstand in einem Brief bereits seine Hilfe zugesagt habe. Phillips: „Vielleicht findet sich auch in der Umgebung ein privater Wald- oder Forstbesitzer, mit dem wir über eine gemeinsame Nutzung von Flächen verhandeln könnten.“
An Willen und Möglichkeiten der Mitglieder, tatkräftig selber Hand anzulegen, fehlt es nicht, macht Süßelbeck deutlich. „Den jetzigen Wald haben wir selber gepflegt. Auch die gesamte Elektrik in der Halle wurde von unseren Mitgliedern mit fachlicher Ausbildung bis zum Meistertitel selber erstellt – ebenso wie kleine Hütten als Materiallager und Werkstatt.“ Als eventuelle Starthilfe habe sich der BSC ein kleines „finanzielles Polster“ angelegt. Joosten unterstreicht: Wir freuen uns über jedes Gesprächsangebot.“
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Quelle: http://www.rp-online.de