Sarah Lange vom BSC (links) hilft Laura Grobitzsch
Rheinberg. 13 Grundschüler versuchten sich beim Rheinberger Bogensportclub zum ersten Mal mit Pfeil und Bogen. Der Erfolg blieb für sie nicht aus.
Die Füße stehen parallel zueinander, der Rücken ist gerade durchgestreckt und der Blick schweift mit dem Kinn als Wegweiser über die linke Schulter, wo der Kopf nun verharrt. Der Brustkorb hebt und senkt sich mit jedem kontrollierten Atemzug. Die linke Hand umschließt fest den hölzernen Griff, während die Nocke mit geschickter Handhabung an die Sehne geführt wird.
Angespannte Muskeln sind die Voraussetzung
Angespannte Muskeln sind die Voraussetzung für einen aufrechten und festen Stand. Der linke Arm ist waagerecht vom Körper weggestreckt, während sich die drei mittleren Finger der rechten Hand unter die Nocke klammern und bis an den hinteren Mundwinkel ziehen. Der Fokus der Augen setzt sich über die Pfeilspitze hinweg, auf den Mittelpunkt der Schießscheibe. Ein letztes Mal füllt sich die Lunge, bevor die Finger dem Widerstand der Sehne nachgeben und der Pfeil seine Auflage verlässt. Anspannung und Körper lockern sich in dem Moment des Auftreffens: Die Pfeilspitze bohrt sich mit einem laute Geräusch in die Scheibe ein, die Konzentration lässt schlagartig nach und schafft Platz für den Jubel der Umstehenden. Treffer, genau ins Schwarze. Auf Lauras Gesicht zeigt sich ein breites Grinsen. Für sie ist der Tag schon jetzt ein voller Erfolg.
Einführungskurs für junge interessierte Schützen
Sie und zwölf andere Kinder der Schule am Bienenhaus in Millingen und der Schule am Deich in Borth waren beim Bogensportclub Rheinberg (BSC). Im Rahmen eines dreiwöchigen Ferienprogramms des Caritas-Verbandes fand dort ein dreimaliger Einführungskurs für junge interessierte Schützen statt.
Am Morgen radelten die Schüler der 3. und 4. Klassen in Begleitung von drei Betreuerinnen der Offenen Ganztagsschule zu dem Trainingsplatz des BSC hinter den Messehallen. Drei Mitglieder leiteten die Kinder bei den ersten Schussversuchen an und unterstützten sie. Einer von ihnen: Horst Lennartz, seit 30 Jahren unter anderem als Lizenztrainer im Verein aktiv. Zusammen mit Sarah Lange zeigte er den richtigen Stand und den Umgang mit Pfeil und Bogen. Unterdessen half Freddy Kirsch ein paar Schülern beim Gestalten eigener Pfeile. Sie konnten später als Andenken mitgenommen werden.
Ein unwahrscheinlich anspruchsvoller Sport
Ein Schuss folgte dem nächsten, die Schützen wurden immer treffsicherer – und merkten, warum Bogenschießen eine Olympische Disziplin ist. „Es ist ein unwahrscheinlich anspruchsvoller Sport“, erklärte Bertholt Rohde, beim BSC verantwortlich für Presse. „Wer schießt, braucht Ausdauer und Kraft, aber vor allem Konzentration.“
Die Kinder hatten den Bogen schnell raus. Trotz der lockeren Stimmung und dem gelegentlichen Wetteifern konnte man genau merken, wie sich die Schüler auf die Zielscheibe fokussierten. „Für eine gute Technik braucht man innere Ruhe und Ausgeglichenheit“, sagte Rohde. Sein Kollege Kirsch unterstützte ihn: „Abschalten ist wichtig. Je freier der Kopf, desto besser wird der Schuss.“ Genau darin sehen die beiden einen sehr positiven Aspekt des Bogensports. Er wird auch in Therapien bei Hyperaktivität eingesetzt – als willkommener Kontrast zum stressigen Schulalltag.
Der Spaß kam auch nicht zu kurz. „Bogensport ist Abenteuer“, findet Josef Joosten, zweiter Vorsitzender des BSC, und hat dabei die von den Indianern geprägte Vergangenheit des Sports im Hinterkopf.
Ein gelungener Abschluss
Nach wiederholtem Schießen auf Übungsscheiben in acht Meter Entfernung wurde noch ein Ballon aufgehängt, um für den besonderen Effekt zu sorgen. Auch bei dieser Übung gab es schnell Erfolge: Die Ballons platzten. „Mir gefällt es gut, es ist aber auch ein bisschen schwer“, fasste Sarah ihre Erfahrungen zusammen. Für die Schülerinnen und Schüler endete das Abenteuer à la Robin Hood nach zwei Stunden. Einige von ihnen wollten das Bogenschießen gerne wiederholen. Da sieht der 2. Vorsitzende Josef Joosten kein Problem. Der Sport sei für jeden ab sechs oder sieben Jahren genau das Richtige, um Anstrengung und Entspannung gleichzeitig zu erleben. Nach dem Kennenlernen von Grundabläufen ist auch der Schuss auf Tierattrappen oder das Bestreiten eines Parcours mit verschiedenen Zielen möglich. Ob es dann eine Freizeitaktivität bleibt oder wie bei vielen der 110 BSC-Mitglieder auch auf der Wettbewerbsebene weitergeht, bleibt jedem selbst überlassen.
Foto: Caitlin Pilenz
Quelle: NRZ vom 11.08.2017